250 Jahre Amtshaus in Oberöwisheim
Kommt man als Besucher nach Oberöwisheim, so fällt einem im Zentrum des Ortes ein Gebäude auf, dass sich in Größe und Ausdehnung deutlich aus der übrigen Bebauung heraushebt das ehemalige Amtshaus des Fürstbistums Speyer, errichtet im Jahr 1751.
Im Jahre 1214 erwarb das Domkapitel vom Ortsadeligen Kraft von Öwisheim einen Hof. Dies war der Anfang des speyerischen Besitzes im Ort. Wir wissen heute nicht wo dieser Hof lag. Wir wissen aber, dass dieser Kraft von Öwisheim als Lehensträger des Grafen von Eberstein auf der Burg in Oberöwisheim saß. Diese Burg stand an der Stelle der heutigen katholischen Kirche oberhalb des Amtshauses. Zwanzig Jahre später, 1234, wird dem Domkapitel noch einmal seine Eigentümerschaft bestätigt. Vier Jahre darauf erwarb Speyer die halben Rechte an der Kapelle von Öwisheim. Hier muss es sich um einen Vorgängerbau der 1420 erbauten Mauritiuskirche gehandelt haben. Am Ausbau seines Besitzes in Oberöwisheim interessiert, bestand 1277 für das Domkapitel die Möglichkeit, von den Ebersteiner Grafen als Lehensherrn das Recht auf Erhebung des sonst diesem zustehenden Zehnten zu erwerben. Allerdings ist nicht bekannt, auf welchem Platz im Ort sich die speyerische Vogtei befand. In dieser Zeit war Speyer auch Patronatsherr geworden, hatte also das Recht auf Einsetzung des Pfarrers. Nach einer gut 100 jährigen Unterbrechung lag dieses Recht seit Ende des 15. Jahrhunderts dann endgültig beim Domkapitel Speyer. Parallel zu den Speyerer Bemühungen hatte sich im 13. Jahrhundert das Kloster Maulbronn um Wirtschaftskraft und Einfluss bemüht. Dies gelang ihm in Öwisheim Inferius, dem heutigen Unteröwisheim, damals auch Mönchsöwisheim genannt. „Inferius“ kann auch mit „ dem Untergeordneten“, dem „weniger Mächtigen“ übersetzen. Begriffe, die in unserer Vorsilbe „Unter-„ mit enthalten sind. Durch seine günstige Lage und eindeutige Eigentümerschaft nahm der klösterliche Pfleghof in Unteröwisheim eine gute Entwicklung. Anders im nun unterschiedenen Oberöwisheim, das sich zwei Herren teilten. 1301 trat Markgraf Rudolf von Baden als Lehensherr das Erbe der Ebersteiner an.
1366 verlegte König Karl IV den bis dahin in Oberöwisheim abgehaltenen Markt, sicherlich auch ein Grund für das speyerische Interesse am Platz, mit der Begründung fehlender Mauern und Befestigungen nach Bruchsal. Der Besitz der Burg geht zu Ende des 14. Jahrhunderts an die Ritter von Stein, bevor 1409 Wiprecht von Helmstatt von den Herren von Stein erst die Gerichtsbarkeit und dann den Grundbesitz erwarb. Seit dieser Zeit blieb sowohl das Geschlecht derer von Helmstatt als Lehensträger wie die Pfalz als neuer Lehensherr für fast 400 Jahre neben Speyer bestimmend in Oberöwisheim. Das Domkapitel Speyer sehen wir im 15. Jahrhundert wiederum als Zehntherr. Dies führte naturgemäß zu Auseinandersetzungen mit dem Adel auf der Burg. Immerhin finden wir Speyer 1508 zu 2/3 als Vogtsherrn. In Oberöwisheim gab es also die Situation, dass sowohl der Adel als auch Domstift in der bäuerlichen Bevölkerung ihre Leibeigenen hatten. Nach der geltenden Regel “cuius regio, cuius religio” wessen Regierung, dessen Religion,wurde Oberöwisheim mit der Einführung der Reformation 1522 in einen katholischen und einen reformierten - evangelisch lutherischen Bevölkerungsteil gespalten. Die Kirche wurde Simultankirche, nacheinander fanden Gottesdienste der beiden Glaubensrichtungen statt. Das Domkapitel Speyer war aber weiterhin verpflichtet, auch den evangelischen Pfarrer, nicht zu stellen, jedoch aber zu besolden. Dass diese Situation auf Dauer zu Streitigkeiten mit der Obrigkeit führen musste, liegt auf der Hand. In großem Maßstab führte sie zum Dreißigjährigen Krieg, der neben wiederholten Wechsel der Religionszugehörigkeit beim Ortsadel auch erhebliche Belastungen für die Gemeinde mit sich brachte.
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